Rezensionen zu "Lexikon der Doppelwörter" (Prosa)

Badische Zeitung

Nichts für Spaßbremsen /Bettina Schulte

Die in Freiburg lebende Schriftstelllerin und Thaddäus-Troll-Preisträgerin hat ein originelles "Lexikon der Doppelwörter" zusammengestellt, in dem bisher für harmlos gehaltene Wörter ein höchst seltsames Eigenleben entwickeln. Manuela Fuelles listige und hintergründige Wortkunde der anderen Art bewegt sich keinesfalls im luftigen Raum reiner Sprachspielerei. Etliche Wörter stammen aus der gern bemäntelten Sprache von Politik und Bürokratie. Da kann die Autorin richtig aus der poetischen Haut fahren - wie etwa bei Chancengleichheit eins der verhutzlichten und verputzlichten, will sagen verlorensten und verlogensten schlagwörter unserer zeit" (BZ 11.Juli 2020)

Cilli - Stadtmagazin Freiburg

Oberförster im Liebeswahn

"Bei so manch doppeldeutiger Definition der von ihr ausgesuchten und wohl nur im Deutschen anzutreffenden Wortballungen steht die Freiburger Autorin dem spitzfindigen Sprachwitz von Georg Kreisler, dem Erfinder des besagten Instruments, jedoch in nichts nach. So stellt sie sich etwa vor, dass ein Bedenkenträger jemand sei, der „in städten neben mir herläuft und mir alle bedenken abnimmt“. Oder dass bei der Erhebung der Bettensteuer „betten steuer zahlen müssen, weil sie faulenzer und schläfer unterstützen“. Und dass ein Oberförster ein „herr ober“ sei, „der im zweitberuf förster ist“.

Fuelle bleibt indes nicht bei ihren teils sehr erheiternden, teils ins Philosophische tendierenden Definitionen. Beim Oberförster etwa macht sie sich Gedanken, warum es in manchen Großstädten üblich sei, dass „man sich nur mit zwei, drei beruflichen tätigkeiten die miete für eine Wohnung leisten kann“. Und beim „Liebeswahn“ schreibt sie eine hintersinnige Abhandlung über diese „schlimme sache“. Ein erfreuliches Buch mit geistreichen Anregungen zu eigenen Überlegungen für neue amüsante Wortspiele." (Erika Weisser/Mai 2020)

Zett-Das Kulturmagazin Freiburg 

"Das Lexikon der Doppelwörter entblättert Sprachkunst und Kunstsprache von Ausnahmegenehmigung über Mundraub und Halsabschneider bis zu Industriezweig und Nagelprobe. Still und leise ziehen diese semantischen Doppelagenten ihre Kreise durch unsere Sprache, verlieren sich im Genuschel der Andeutungen und im Irrwitz der Desinformationskataster. Es wurde Zeit, dass hier Licht ins Dunkel kommt: Manuela Fuelle erledigt das für uns. Die Autorin beleuchtet ausgetretene Sprachtrampelpfade und fördert Wahrheitstugenden zu Tage. Ein Handbuch als Inspirationsquell für Wortschöpfer, Stahl- und Bedenkenträger. Esra Woites Buchstabengrafiken geben den lexikalischen Sprachschätzen einen illustren Rahmen." (Zett Juni 2020)

Rezension zu "Luftbad Oberspree"

Badische Zeitung

Besprechung vom 21.01.17

Alle Freiheit der Welt

"Geistreich verbindet sie Stilmittel mit Inhalt: abgebrochene Sätze zeigen den inneren Widerstand gegen den von außen auferlegten Takt des Lebens. Die einzigen Refugien vor dem unerbittlichen Diktat des Alltags sind Erinnerungen... Ihr eigenwillig, schnoddrig-amüsanter Bericht ist gespickt mit Wortspielen. Weil aber für Lisa Worte Lebensmittel sind, hat man bei diesem Roman so gleichzeitig  wie selten das Gefühl existenzieller Dringlichkeit... ein überaus lesenswertes Buch, dessen humaner Gehalt nicht bloß behauptet ist, sondern in der Sprache sich wiederfindet: in eindrücklichen Bildern..." Hans-Dieter Fronz 

 

Der Sonntag

Besprechung am 23.07.17

Von der Skurrilität des Lebens

"Li oder besser gleich L. wäre die zeitgemäße Variante des Vornamens, den sich die Ich-Erzählerin in Manuela Fuelles Publikation Luftbad Oberspree gibt. Schließlich verlangt der Alltag heute Effiziens. Manuela Fuelle hat daraus in gegebener Kürze gleich eine Poetik gemacht. Da heißt es: Wir haben uns heute auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und das Wesentliche ist kurz. Kurzgeschichten. Kurze Sätze. Kurze Namen. 

Annette Hoffman

 

Literaturgarage

Besprechung vom 31.05.17

Hautnah. Ein Leben in Berlin zur Wendezeit 

Humor, klagte einmal ein Literaturkritiker, gäbe es in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, so gut wie nie. Alles sei sehr schwer und damit im Grunde auch schwermütig. In dem neuen Roman „Luftbad Oberspree“ von Manuela Fuelle finden wir ihn. Humor ist hier weder bemüht noch ist der Roman eine wie man sagt eine leichte Kost – in Gegenteil. Humor entsteht situativ aus dem Erzählen heraus und spinnt das Erzählen der Ich-Figur weiter fort. Über diese Erzählerfigur werden die zwölf Episoden zusammengebunden und umschließen ein volles Jahr. Sabine Rothemann

 

 


Rezensionen zu: "Fenster auf, Fenster zu"

Kulturreferent Jürgen Glocker mit den beiden Literaturstipendiaten Manuela Fuelle und Bernadette Conrad (v.l.).  Bild: tillessen
Kulturreferent Jürgen Glocker mit den beiden Literaturstipendiaten Manuela Fuelle und Bernadette Conrad (v.l.).  Bild: tillessen

Auf der Suche nach dem Vater

 

Lesung mit den diesjährigen Literaturstipendiatinnen des Landes Baden-Württemberg Bernadette Conrad und Manuela Fuelle.

 

Die Ostberlinerin Manuela Fuelle, die heute in Freiburg lebt, greift in ihrem bisher einzigen, autobiographischen Roman „Fenster auf, Fenster zu“ direkt die Auseinandersetzung mit ihrem Vater auf und spricht von einer schmerzhaften „Vatersuche in verschiedenen Episoden“: Von ihrem Zögern, ihn zu besuchen, von ihren Ausflüchten. Sie liest aus dem Eingangskapitel, mit leiser, sehr sanfter Stimme und immer wieder mit überraschendem Humor. Beide Autorinnen dankten abschließend für das „wunderbare Stipendium“, das ermutigt und Zeit für neue Projekte ermögliche. Rosemarie Tillessen, Südkurier. 

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Besprechung von 12.11.2011

System Familie

Der mal komische, mal befremdliche Versuch über die Untiefen des Systems Familie macht es seinen Lesern nicht leicht. Es sind aber gerade die Ecken und Kanten des Erzählens, durch die Fuelles eigenwilliger Roman Glaubwürdigkeit erlangt. (Manuela Fuelle: "Fenster auf, Fenster zu". Roman. Verlag Kloepfer & Meyer, Tübingen 2011. 256 S., geb., 19,90 [Euro].)btro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main 

allmende.Zeitschrift für Literatur

Fuelle zeigt das System Familie nach ihrer ganz eigenen Facon, ein bemerkenswerter Spagat zwischen nachdenklichen Erinnerungsfetzen und komischen Ereignissen im Hier und Jetzt. Regina Rabolt

die Kirche. Evangelische Wochenzeitschrift

Manuela Fuelles Fenster auf, Fenster zu: " Mit ausgeprägtem Sinn für Komik und Tragik, witzig und feinfühlig porträtiert sie einen sehr bemerkenswerten Vater und vollbringt dabei das Meisterstück, das feine Gewebe bittersüßer Kindheitswahrnehmungen mitzuspinnen, ohne je zu viel oder zu wenig zu sagen. So ist es auch eine wahrhaftige Erzählung über eine DDR-Kindheit in Oberspree geworden, frei von zuspritzenden Bosheiten... Das Buch verdient Aufmerksamkeit, es ist ein Besonderes unter den Neuerscheinungen dieser Jahre." Angelika Obert - 21.10.12

Ostthüringische Zeitung

Unter der Überschrift "Gespaltene Familie" stellt die OTZ Fenster auf, Fenster zu als ein feinfühliges Debüt vor: "Manuela Fuelles Schreibstil erinnert an den Strom der Gedanken: sinnend, mehr assoziativ als chronologisch, in verkürzten, zuweilen abgehackten Sätzen. Eine Tochter-Vater-Geschichte, die viel über Wesen und Wert der Institution Familie zu erzählen vermag." Carolin Schreiber - 14.04.12

Schwäbisches Tagblatt

"Besonders der Vater ist es, der sich mit ausgeprägten Eigenheiten ins Bild drängt. Er wohnt immer noch dort, von wo die Erzählerin vor langen Jahren aufgebrochen ist. In Randgebieten leben die Menschen immer ein wenig stärker am Rand...

Dorothee Herrmann - 15.12.11

Badische Zeitung

"Anders als die Form des Erzählens es nahelegt - in kurzen, oft genug unvollständigen Sätzen, wenig dialoghaft, dafür überwiegend monologisierend, reflektierend - dringt die Autorin im Lauf der Geschichte sehr tief in das Familiensystem ein und legt die Gefühle ihrer Protagonisten offen. Dabei tritt ein sehr klug konzipierter Roman zutage - und einer, der berührt. Manuela Fuelle bewertet ihre Figuren nicht moralisch, sie lässt sie durch ihre Erzählerin einfach lebendig werden..." Heidi Ossenberg - 18.10.11 


Magirius aktuell

Die Kraut Pädagogik

"An keiner Stelle findet sich ein Satz, der sich wie jene Sätze liest, die als Werkzeug verwendet werden für ein forsches Schreiten zur Tat. Die Sätze der Autorin marschieren nicht. Eher ist ihnen ein merkwürdiges Schreiten eigen. .. Es lässt an Musik denken, die im Augenblick erstaunten Hörens nicht fragen lässt, ob in ihr ein Sinn steckt, der verwertbar wäre. Unsinnig ist der klangvoll wirkende Roman deswegen nicht. Denn es geht ihm darum, das Gewöhnlich auf den Kopf zu stellen. Er ist eine Verteidigung des Ungewöhnlichen, von etwas oder jemandem, an den man sich im besten Fall nie gewöhnt. Um einen Menschen, der unverwechselbar, eigen , einzigartig ist." Georg Magirius - 16.06.17  

 

Fehrgelesen.de

"Nichts ist sicher in diesem Roman...Dass man durch gekonntes Spielen mit den literarischen Möglichkeiten den Leser verwirren und zugleich einen vorzüglichen Roman schreiben kann? Dass wäre jedenfalls zutreffend" Angela Fehr - 16.01.12

 

Literaturkritik.de 

"Es ist keine chronologische Erzählung, die Manuela Fuelle ihrer Erzählerin in den Mund legt. Vielmehr geht Ela assoziativ vor, wenn sie aus der Retrospektive ihre Kindheit wieder aufleben lässt. Lakonisch und erheiternd schildert sie ihre Erinnerungen und gibt ihnen damit eine nachdenkliche Nuance. Dies fesselt und berührt gleichermaßen, weil jeder sich in Elas Lage hineinversetzen kann. Gibt es nicht in jeder Familie ähnliche Situationen? Humor darf dabei nicht fehlen. Geschickt plaziert die Autorin ihn zwischen den Zeilen und verleiht den Geschehnissen eine ungezwungene Leichtigkeit, die den Lesern Elas Geschichte erst richtig nahe bringt." Jutta Ladwig - 14.11.11 

 

Glanz & Elend  

"Manuela Fuelle changiert zwischen kurzen, stakkatohaften und längeren, Thomas-Bern­hard-ähnlichen eliptischen Sätzen. Ihr beschwörendes, mäanderndes, sich zuweilen Kausal­ketten verweigerndes Erzählen ist nicht immer nur luftig und die Lockerheit des Anfangs weicht irgendwann einer gewissen, zur (absichtsvollen) Redundanz neigenden Erinnerungs-Verbissenheit. Und doch überwiegt der Eindruck, etwas Schönes und vor allem Einzigartiges gelesen zu haben. Ein so ganz anderes Refugienbürgertum wie das der Familie Hoffmann aus Uwe Tellkamps »Turm«" Gregor Keuschnig - 25.09.11

 

 


Über die Gedichte & Geschichten

zu: "Unter uns im Zug in der Fremde"

Ehe man sich versieht, zieht einen Fuelles Kurzgeschichte "Unter uns im Zug in der Fremde" hinein in die finstere Grenzzone zwischen Erotik und Gewalt. Nicht umsonst ist sie in der Anthologie Mordlust. Erotic Crime Stories erschienen. Dabei weiß man zu Anfang nicht einmal, ob der Ich-Erzähler ein Mann oder eine Frau ist. Hinter der scheinbar zufälligen Begegnung im Zug ahnt man eine Leidenschaft, die Geschichte zweier (einstiger) Liebender, die nun ihre Erinnerungen aneinander messen. Bis schließlich ein Bild aufsteigt, das ein gewaltsames Ende zu suggerieren scheint, ein Verbrechen, einen Mord. (Dorothee Herrmann, Schwäbisches Tagblatt, 21.10.2005)

 

zu "Zwei gegen zwei"

Die aktuelle Ausgabe der "Bella triste" versammelt die sechs Finalisten eines Wettbewerbs, der im Rahmen des "Prosanova"-Festivals ausgeschrieben war. Dessen Ziel war es, die "bemerkenswertesten Stimmen innerhalb der deutschsprachigen Schreibschullandschaft zu bündeln", wie es im Vorwort heißt. Das Bündel besteht in diesem Fall aus Martin Lechner, Julia Zange, Florian Labitsch, Wiebke Eymess, Manuela Fuelle und Thomas Pletzinger. Vor allem die letztgenanten überzeugen: Manuela Fuelle mit einem sprachlich sehr interessanten Stil und Thomas Pletzinger mit einer amüsanten Entführung seiner Protagonisten ins brasilianische Recife ... (Daniel Beskos Artikel "In die Böschung schlagen" auf www.literaturkritik.de vom 15.09.05)

 

... Manuela Fuelles sprachverliebte, im guten Sinne manirierte Beschreibung einer merkwürdigen Begegnung mit der Staatsgewalt. (Peter Ertle, Schwäbisches Tagblatt 17.06.05)